Unsere internat. Runde: Gruppenmitglieder nehmen XING nach Lyon mit! Fast wie zu Hause Französische Momente in der Kleinmarkthalle – In Lyon hält Xing Einzug (pia) Für viele, die längere Zeit ins Ausland gehen, sind sie die ersten Anlaufstellen am Ort: Stammtische, in denen Sprache und Kultur des anderen Landes gepflegt werden und die den Kontakt zu Einheimischen erleichtern. Das Presseamt hat in Frankfurt einen französischen und in Lyon einen deutschen Stammtisch besucht. Es kommt ziemlich selten vor, dass man als Deutscher in Frankreich mit dem Satz „J’adore la langue allemande“ (Ich liebe die deutsche Sprache) konfrontiert wird. Beim Sympa-Tisch in Lyon kann man ihn zu hören bekommen - von Aurélie, der Präsidentin des Clubs. Deutsch war ihre erste Fremdsprache. Ihre Eltern schickten sie in den Ferien oft zum Deutschlernen über den Rhein. Das prägte für die Zukunft. Aurélie arbeitete zuletzt beim Deutschen Kindergarten in Lyon. Rund 40 Mitglieder hat der von ihr geführte Verein, der sich jeden ersten Mittwoch im Monat in der Goethe-Loft, einer Bar im Goethe-Institut von Lyon trifft. Zwei Drittel sind Frauen. Nur ein Deutscher ist aktuell dabei. Nur einer bei über 7000 Deutschen, die laut Statistik in der Region leben? „Das liegt daran, dass viele lieber unter sich bleiben, sich auf die Familie zurückziehen“, erklärt Véronique, die Schatzmeisterin. Der komplett weibliche Vorstand hat den Gast aus Frankfurt zum Abendessen geladen. Marie-Anne, die Vize-Präsidentin, hatte einen deutschen Großvater und war früher für ein paar Jahre mit einem Frankfurter verheiratet. Isabelle, die Ex-Präsidentin, arbeitete als 24-Jährige ein Jahr als Au-Pair in Stuttgart. Und Beisitzerin Michelle, die Seniorin des Clubs, pflegte schon mit 14 Jahren Freundschaften nach Deutschland. „Aus Überzeugung.“ Vorigen Freitag, deutlich nach Ende der Fastnachtssaison in Deutschland, haben sie sich alle für einen großen Kostümball verkleidet. Andere Abende werden nach dem aktuellen Kulturangebot gestaltet. In Lyon gibt es einen deutsch-französischen Chor, einmal im Jahr eine Soirée des Deutschen Kinos in Chassieu, einer Kleinstadt am östlichen Stadtrand von Lyon, schließlich die Fête Consulaire, ein jährliches internationales Wochenende. Da unterstützt der Verein das Deutsche Konsulat. Allzu viel ist das nicht, sind die fünf sich einig. Aber in Lyon sei, wie allgemein in Frankreich, gerade eher Spanisch in Mode. Doch dann erzählt Marie-Anne plötzlich von neuartigen Spontantreffen in Lyon. „In einer Bar habe ich neulich eine ganze Gruppe von bestimmt 20 Leuten gesehen, die plötzlich alle Deutsch gesprochen haben. Später habe ich erfahren, dass sie sich über Xing verabredet haben.“ Xing ist ein soziales Netzwerk aus Deutschland, über das berufliche Kontakte gepflegt werden können. „Das war total verrückt“, sagt sie halb fasziniert, halb irritiert. Die anderen murmeln zustimmend. Sie haben schon ähnliche Dinge gehört. Über das Online-Ausgehportal „On va sortir“ soll eine Konsulatsmitarbeiterin sogenannte „Kaffee- und Kuchen“-Treffs ins Leben gerufen haben. „Für den Sympa-Tisch ist diese Art, sich zu verabreden und zu treffen, kein Modell“, erklärt Véronique. Wer bei uns mitmachen will, entscheidet sich bewusst dafür. Schließlich zahlt man einen Beitrag.“ Im Sommer fährt der Sympa-Tisch nach Berlin. Die Planungen sind weit fortgeschritten, die Tickets gekauft, das Hotel gebucht. Einzige Sorge ist derzeit, ob Bernard wohl schnarcht. „J’aime les langues, c’est tout” Szenenwechsel zum französischen Stammtisch nach Frankfurt. Beide Stammtische kennen sich, haben sich sogar schon zweimal gegenseitig besucht. Es ist ein bunter Haufen, der sich da am Donnerstagabend in der Weinstube im Römer versammelt hat. Zirka 20 Leute sind gekommen, das Alter schwankt zwischen 20 und 70. Es geht locker zu, doch es gibt eine Regel: Sobald man am Tisch Platz genommen hat, muss man französisch sprechen. Niemand stört sich daran, obwohl das Sprachniveau der rund 20 Teilnehmer vom Muttersprachler bis zum Anfänger reicht. Schnell kommen Gespräche in Gang. Ein weiterer Bernard, über 50, stammt aus Toulon, arbeitet für einen Autozulieferer und ist gekommen, um „Menschen von hier“ zu treffen. „Für mich ist es toll, dass es so viele Deutsche gibt, die so gut Französisch sprechen.“ Er selbst spricht kein Deutsch, obgleich er schon seit 1975 in Deutschland lebt. Auf der Arbeit wird französisch gesprochen, zu Hause auch. Dann ist da Julie, junge Französischlehrerin aus Annecy, und erst zum zweiten Mal beim Stammtisch. Sie arbeitet im dritten Jahr an der internationalen Schule ISF in Sindlingen und wohnt in Kriftel. Auf der Arbeit wird nur Englisch gesprochen. Auch sie will wie Bernard Anschluss finden. „Die Franzosen in Rhein-Main sind nicht sehr eng organisiert. Viele leben eher für sich. Da ist so ein Stammtisch eine gute Gelegenheit, sich zu treffen.“ Auf die Frage, was sie in Frankfurt am meisten vermissen, antworten beide wie aus einem Mund: „La bouffe“ (das Essen). Er denkt dabei an den Aperitif zur Mittagspause, den Käse, das Brot oder Austern, die in Frankfurt viel teurer sind als in der Heimat. Sie denkt vor allem an die langen Regalreihen von Joghurt in französischen Supermärkten. „Es gibt so einen Ort in Frankfurt für die kleinen französischen Momente“, verrät Robert. „Die Kleinmarkthalle. Dort fühle ich mich wohl.“ Häufiger zum Stammtisch kommt auch Martin. Er wohnt in Wiesbaden, hat eine lange Beziehung zu einer Französin hinter sich und möchte jetzt möglichst mit der Sprache, der Kultur und dem Land in Kontakt bleiben. Beruflich hat er oft in Paris zu tun, zuletzt buchte er sich seinen Urlaub in Montpellier. „Ich liebe die französische Küche und die Patisserie.“ Die gute Seele des Stammtisch Francais in Frankfurt ist Paolo Esposito. Er war unter denen, die die Zusammenkunft vor nahezu 17 Jahren gründeten. Heute organisiert der Fan klassischer Musik die gemeinsamen Aktivitäten. Neulich ging es auf Wanderung ins Nahetal und zur Munch-Ausstellung in die Schirn. Auf dem Programm stehen auch französisches Theater oder Kino. Da bietet Frankfurt eine Menge. Esposito lebt seit 32 Jahren in Frankfurt. Sein Vater ist Franzose, die Mutter Italienerin. Eine Notwendigkeit, sich in dem Mischmasch der Kulturen zu entscheiden, hat er nie gesehen. Im Gegenteil: Außer beim französischen ist er auch beim italienischen Stammtisch in Frankfurt aktiv. „Ich liebe die Sprachen, das ist alles“, sagt er. 25 Nationalitäten hat er unter den Teilnehmern des französischen Stammtischs bereits gezählt. In seinem Verteiler sind Adressen von 300 Personen, nicht nur Deutsche und Franzosen. Die Fluktuation ist hoch. Aber nicht wenige kehren auch nach längerer Zeit wieder zurück.
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